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Repräsentanten

Repräsentanten

Zur Ausstellung Christine König Wien

 

Man müsse einen unverwechselbaren Stil haben und Authentizität zum Ziel haben, wenn man es künstlerisch zu etwas bringen möchte, lautet eine Forderung der Kritik an die Kunstschaffenden. Die Geschichte bestätigt das. Wenn man ein Bild von Warhol oder Giacometti sieht, spricht man von „einem Warhol“ oder „einem Giacometti“. In diesem Moment wird das Kunstwerk zum Repräsentanten einer Person.

Wenn man nun zusätzlich ein Portrait des Künstlers, der Künstlerin zur Verfügung hat, hat man zwei Repräsentanten einer Person. Man könnte somit von einem heraldischen und einem natürlichen Bild eines Menschen sprechen. Die Handlungen und Erzeugnisse eines Menschen machen ihn letztlich maßgeblich aus. Im Fall von KünstlerInnen stellte sich das Biografische lange noch hinter dem Werk an. Das hat sich bei den Medienstars der Gegenwart ins Gegenteil verkehrt. Da steht einzig und allein der mit maximaler Aufmerksamkeit ausgestattete Star im Zentrum. Wie sonst wäre ein Star wie Paris Hilton möglich, die ihre Prominenz ausschließlich auf Grund ihres Potentials an Aufmerksamkeit begründet.

Wenn Jaqueline Chanton nun beides gemeinsam zeigt, sowohl das Portrait als auch das Werk verschiedener KünstlerInnen, wird sie der Tatsache gerecht, dass wir inmitten von Bildern leben. Ob es sich dabei um ausgewiesene Kunstwerke handelt, oder um Portraitdarstellungen der ProduzentInnen, oder um beides zusammen, oder um völlig andere Zusammenhänge, spielt keine Rolle. Mittlerweile sehen wir, wenn wir Warhol, hören sowohl die unzähligen Ikonen der Pop-Art als auch den Blondschopf – Picassos blau-weiß geringeltes T-Shirt ist auch fast so bekannt und gegenwärtig wie „Les Demoiselles d’Avignon“.

Die Fotoportraits verschiedener KünstlerInnen kann man als Teil der Massenkultur verstehen – als Massenbilder. Sie wurden aber durch ihre nahezu inflationäre Verwendung – im Vergleich zu tatsächlichen Kunstwerken – selbst zu Ikonen.

Somit ist Chantons Disposition eine Auseinandersetzung mit einem Faktum, das wir gegenwärtig besonders auffällig beobachten können, nämlich dem Wandel innerhalb der Bildkultur. Man wird auf die Auflösung eines Monopols in Bezug auf die Bilderzeugung hingewiesen, die lange Zeit den KünstlerInnen – vor allem den MalerInnen – zugeschrieben wurde. Das Werk und das fotografische Portrait der Person, die dahintersteht, bewegen sich aufeinander zu.

Der triviale, massenkulturelle Bereich der Bilderzeugung nimmt immer mehr an Raum ein. Somit ist mit der Erfindung der Bildmaschinen ein Vorgang eingeleitet worden, den Denker wie Anders oder später Baudrillard mitverantwortlich gemacht haben dafür, dass die Welt zum Bild geworden ist.

Jaquelin Chanton scheint das auf einfache Weise zu zeigen. „Ein Picasso“ ist eben heute sowohl das Gemälde, als auch der Künstler – beide sind für uns Bilder.

 

Günther Holler-Schuster

JACQUELINE

CHANTON

KÜNSTLERIN/KURATORIN

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